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Beitrag vom 09.11.2009
Slumdog Millionär - ab 26. Oktober 2009 auf DVD, Blu-ray Disc und als limitierte Millionärs Edition
Lisa Erdmann
Danny Boyles aktuelles, mit acht Oskars ausgezeichnetes Kunstwerk erzählt ein farbereiches, pulsierendes Märchen, welches mit viel Sensibilität beweist, dass am Ende kein Geld der Welt, sondern...
...allein die Liebe von Bedeutung ist.
Slumdog Jamal (Dev Patel) steht vor der alles entscheidenden Frage, beantwortet er sie richtig, ist er mit einem Schlag 20 Millionen Rupien reich. Doch bevor es soweit kommen kann, ist die Sendezeit der Indischen TV-Show "Wer wird Millionär?" zu Ende und Jamal wird von Polizisten überrumpelt, inhaftiert, verhört und gefoltert. Niemand kann verstehen wie ein Chai-Wallah, ein Teebringer aus den Slums von Mumbai (Bombay), der in seinem Leben noch nie eine Schule besucht hat, fast alle Fragen beantworten konnte.
Der Polizist, der den Jungen verhört, stellt jedoch schnell fest, dass Jamal selbst am meisten darüber erstaunt ist, es so weit geschafft zu haben. Beide gehen die Quizsendung noch einmal gemeinsam durch und während der junge Mann erzählt, weshalb er die jeweilige Antwort wusste, stellt er zugleich sein ganzes tragisches Leben dar. Denn jede Frage der Fernsehshow ist ebenso ein bedeutender Abschnitt in Jamals Leben.
Nach dem Tod der Mutter schlagen sich Jamal und sein älterer Bruder Salim (Madhur Mittal) als Straßenkinder durch. Als die Brüder dem Waisenmädchen Latika (Freida Pinto) begegnen, ist zum ersten Mal ein Leuchten in Jamals Augen zu sehen. Doch auf tragische Weise verliert der Junge das kleine Mädchen aus den Augen. Als er sie endlich, viele Jahre später wieder findet, ist ein Zusammenkommen der beiden erneut unmöglich. Auch die Beziehung der ungleichen Brüder ist immer wieder von Spannungen und Rivalitäten geprägt, ein schwerer Verrat Salims führt schließlich zur Trennung der beiden.
Mit der letzten Frage der Show sind die ZuschauerInnen und der Protagonist wieder im filmischen Hier und Jetzt. Der Inspektor, der voller Neugier Jamals Lebensgeschichte zuhörte, ist nun von dessen Unschuld überzeugt. Für den jungen Mann war die Sendung nicht mehr als ein Mittel zum Zweck, sein Ziel war nicht der Gewinn des Geldes, sondern ein Wiedersehen mit seiner großen Liebe.
Vikas Swarup, indischer Diplomat, lieferte einst mit seinem Roman "Rupien, Rupien!" die Grundlage für den mitreißenden Film. Das Drehbuch verfasste Simon Beaufoy, der für das Skript zu "Ganz oder gar nicht" (1997) für den Oscar nominiert war. "Slumdog Millionär" zeigt ein Indien, wie es das Kino noch nie gesehen hat. Dazu leistete auch Anthony Dod Mantle seinen Beitrag. Der Kameramann legte sein sperriges Equipment zur Seite und stürzte sich mit einer kleinen Digitalkamera mitten in die Gassen Mumbais.
Der Regisseur Danny Boyle, bekannt für die Filme "Trainspotting" (1996) und "The Beach" (2000), wollte sein neuestes Projekt ganz bewusst nicht im Schutz des Studios drehen. "Wir haben unseren Film an realen Schauplätzen gedreht, um die Schönheit und die Hässlichkeit und die schiere Unvorhersehbarkeit dieser sich in rasender Geschwindigkeit wandelnden Megastadt zu zeigen, dieser Stadt im immerwährenden Maximalzustand."
Bei der schauspielerischen Besetzung seiner Figuren entschied er sich für noch unbekannte Talente: Dev Patel und Freida Pinto waren bislang nur als TV-Stars bekannt. Mit dem Schauspieler Anil Kapoor als "Wer wird Millionär?"-Moderator konnte Boyle einen der bekanntesten und erfolgreichsten Bollywood-Stars für sein Projekt gewinnen. Das Ensemble des Films porträtiert das Geheimnis Indiens ohne Kitsch und erhobenen Zeigefinger und schafft es gerade deswegen, ihre ZuschauerInnen in den Bann zu ziehen.
Nach dem Erfolg des Filmes gründete Boyle eine Stiftung mit einem Budget von 2,5 Millionen Rupien (37.600 Euro), welche die Kinder-Stars des Films bis zu ihrem 18. Lebensjahr unterstützen und Wohnungen für die neunjährige Rubina Ali Qureshi (Latika) und den zehnjährigen Azharuddin Ismael Shaikh (Salim) sowie deren Familien finanzieren soll.
AVIVA-Berlin Tipp: "Slumdog Millionär" bedient sich zwar exotischer, farbenfroher Bilder die märchenhaft verzaubern könnten, wären da nicht die zeitweilige Brutalität, die den Filmfiguren immer wieder zustößt und der Opportunismus Indiens, in der neben Wolkenkratzern und Konzernriesen die Hälfte der Bevölkerung in Slums lebt – Originalschauplätze, die die Zuschauerin förmlich riechen kann. "Slumdog Millionär" zeigt nicht nur Märchen, sondern auch Sozialdrama, eine Liebes- aber auch eine Lebensgeschichte mit Gangstern, Abenteuern und den ein oder anderen ironisch-humoresken Zufällen.
Slumdog Millionär
Originaltitel: Slumdog Millionaire
Großbritannien, USA 2008
Regie: Danny Boyle, Loveleen Tandan
Label: PROKINO Home Entertainment
FSK: ab 12 Jahren
Bildformat: 2,351 16:9 anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch, Englisch, Hindi (inkl. Hörfilmfassung für Blinde)
Untertitel: Deutsch
Anzahl Disks: 2
VÖ: 26. Oktober 2009
Gesamtspieldauer: 116 Minuten
Bonusmaterial: Interviews mit Dev Patel (Jamal), Freida Pinto (Latika), Madhur Mittal (Salim), Danny Boyle (Regie) u.a., von der Idee zum Film: Die Toilettenszene, Originaltrailer / Deutscher Trailer
Weitere Informationen zum Film finden Sie unter: www.slumdog-millionaer.de